Die Bilder und Reisebeschreibungen über Papua Neuguinea (PNG) zeigen Traumstrände, dichten Dschungel, traditionelle Stammesfeste und den Mythos von den Menschenfressern. Manche Reiseunternehmen streichen das Land von ihrer Angebotsliste: zu wild, zu unzivilisiert, zu unsicher, zu teuer. Das alles klingt für uns nach einem Abenteuer, von denen es heute ja nicht mehr so viele zu erleben gibt. Wir freuen uns auf die bevorstehenden Erlebnisse, interessanten Begegnungen, neuen Erfahrungen und gewiss wartet auch die eine oder andere Herausforderung auf uns.
Papua Neuguinea ist nach Grönland und Madagaskar die flächenmäßig drittgrößte Insel der Erde, ist Teil Ozeaniens (Mikronesien) und gehört zum British Commonwealth.
Die ganze Insel wird von einem etwa 200 Kilometer breiten, verästelten Gebirge durchzogen, dessen höchste Erhebung der Mount Wilhelm (4 509 m) ist. Dies begünstigte die isolierte Bildung von 800 bis 1000 unterschiedlicher Stämme, von denen jeder eine eigene Sprache spricht. Daneben sprechen sie heute noch Tok Pisin, eine Mischung aus Deutsch und einheimischer Sprache, da bis zum Beginn des 1. Weltkrieges Papua Neuguinea eine Kolonie des Deutschen Reiches " Deutsch Neuguinea" war.
In einem Land, das so groß wie Deutschland und Österreich zusammen ist, leben diese Volksstämme ohne Infrastruktur nebeneinander. Es ist für Alleinreisende, wie wir es sind, unbedingt notwendig einen Guide zu haben, der auch als Dolmetscher fungiert und einem hilft die fremde Kultur zu verstehen.
In diesem Land prallen die Gegensätze Moderne und Steinzeit aufeinander. An der Küste legen große Containerschiffe aus Australien und Japan an, während im Landesinneren die Urbevölkerung teilweise noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd geht. Ein Land, in dem erst 2013 die Hexerei und zwar per Gesetz abgeschafft wurde, in den Dörfern Frauen deswegen aber immer noch gefoltert und geköpft werden. Viele Stämme tragen keine Kleidung und bedecken ihre Genitalien mit Tüchern oder Penisköchern, da konnten auch die Missionare nichts dagegen ausrichten. Manche wissen nicht wie alt sie sind, leben sehr naturverbunden, in manchen Teilen des Landes auf einer Stufe wie in der Steinzeit. Geld spielt für sie keine Rolle, auch persönliche Besitztümer existieren kaum. Der "Bigman" entscheidet über die Verteilung des Besitzes, sodass der soziale Zusammenhalt in den Dörfern ausgesprochen groß ist. Abhängig von der geografischen Lage des Dorfes, leben die Menschen von der Landwirtschaft, der Jagd und dem langsam beginnenden Tourismus.
Etwa 15% der Bevölkerung versuchen mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen, somit ist die Arbeits- und Perspektivenlosigkeit und auch die Kriminalität in den Städten sehr hoch.
Papua Neuguinea gilt als eine der gewalttätigsten Gesellschaften der Welt. Gestritten wird vor allem um Land, Schweine und Frauen - und zwar genau in dieser Reihenfolge. Die Gewalt geht aber nicht von Kriminellen aus (außer in den Städten), sondern ist Bestandteil der traditionellen Gesellschaft. Pfeil, Bogen und Speer werden zwar immer noch benutzt, doch viele Stämme besitzen bereits Pistolen und Gewehre. Kaum jemand im Hochland läßt einen Mord, Diebstahl oder einen Ehebruch ungerächt. Auch ein versehentlich überfahrenes Schwein oder das Durchqueren des Gebietes eines anderen Stammes, ohne Erlaunbis, kann einen Stammeskrieg auslösen. Auch wir gerieten in eine Auseinadersetzung, die allerdings wegen uns Touristen abgebrochen wurde, aber nicht beendet war. Da die Sprachen so unterschiedlich sind, kann man sich mit dem Nachbarstamm in der Regel nicht oder nur schwer verständigen. Im Vorjahr wurden, offiziell bekannt, 30 Menschen infolge von Stammesfehden getötet.Wie man uns erzählt, zerstören manche Stämme bei Stammeskriegen die Brücken, damit die Polizei nicht eingreifen kann, wobei die "staatliche Autorität" von den Bürgern kaum anerkannt wird. Werden doch Entschädigungssummen ausgehandelt, so wechseln bis zu 100 Schweine den Besitzer. Wir erlebten die Menschen äußerst freundlich und zuvorkommend.
Erst 1933 sahen die Hochlandbewohner erstmals einen Weißen. Australische Goldsucher waren über die Berge gezogen und fanden, zu ihrer Überraschung, kein menschenleeres Gebiet vor, sondern eine fruchtbare Hochebene, in der fast eine Million Menschen lebten. Hier wurde schon vor neuneinhalbtausend Jahren Landwirtschaft betrieben, so früh wie kaum an einem anderen Ort der Welt.
In der Mythologie haben die Geister der Verstorbenen eine helle Haut - man glaubte, die Fremden seinen ihre Ahnen, die aus dem Jenseits zurückkehren. Doch der Glaube, dass die Weißen Götter seien, war nur kurz, trotzdem trauten sich die Papuas nicht gegen die Weißen zu kämpfen und auch die "Menschenfresser" hatten den Goldgräbern Respekt eingeflößt. Seit 1950 ist es nicht mehr erlaubt Menschenfleisch zu essen. Dies hatte von Stamm zu Stamm unterschiedliche Gründe. In manchen Stämmen tat man es aus kulinarischen Gründen, bei anderen aus rituellen Gründen. Wer den Körper des Feindes aß, nahm auch dessen Stärke auf.
Der längste Fluss (1100 km) in PNG ist der Sepik bzw. Kaiserin Augusta-Fluss genannt. Er ist nach dem Amazonas und dem Kongo der drittmächtigste, wasserreichste Fluss der Welt und ist das größte unbelastete Frischwasserreservoir im asiatisch-pazifischen Raum. Kannibalen und im Fluss treibende Leichen gibt es keine mehr, dafür jede Menge Krokodile und Moskitos. An den Ufern lebt auch der seltene Paradiesvogel, das Nationalsymbol des Landes. Seine Federn werden als Kopfschmuck getragen.
PNGs Regenwald ist der drittgrößte weltweit und beherbergt eine Unzahl an Pflanzen und Tierarten, von denen viele bis heute unbekannt sind. Man schätzt, dass allein 40 Arten des Paradiesvogels in den Wäldern PNG leben und mehr als 700 Vogelarten.
Die Stämme, die entlang des Sepik leben, sind bekannt für ihre besonderen Schnitzereien, die Männlichkeitsrituale, sowie die kunstvolle Skarifizierung des Körpers. Junge Burschen erhalten hunderte Stiche in Brust und Rücken, bis ihre Haut aussieht, wie die eines Krokodils. Dieses ist das stärkste spirituelle Wesen des Sepik.
Zweimal pro Jahr, Ende August und im September, rund um den Unabhängigkeitstag, treffen sich mehr als hundert Clans aus allen Teilen des Landes, um in Mount Hagen bzw. in Goroka, ein gemeinsames Sing- und Tanzfestival zu feiern. Sie sind bunt geschminkt oder erscheinen als "Schlamm-Männer", "Skelett-Männer" oder als "Mud-Windows". Hinter deren Maske oder Bemalung steckt immer eine eigene Geschichte. Solange hier getanzt wird, schweigen auch die Waffen. Goroka ist eine Kleinstadt auf 1600 m gelegen, umgeben von fruchtbarem Land und einem sehr angenehmen Klima. In der kleinen Stadt ist in den Tagen des Sing-Sing extrem viel los. Angeblich kommen 200 000 Menschen in die Stadt, das sind 10 Gäste pro Einwohner, um am dreitägigen Sing-Sing-Festival, dem größten indigenen Treffen der Welt teilzunehmen. Dieses farbenprächtige Kulturfestival ist eine Mischung aus Perkussion, Maskerade und szenischem Tanz.
Australische Offiziere riefen die Clans erstmals 1957 zum "Sing Sing". Hintergrund war, die extrem isoliert lebenden und untereinander meist stark verfeindeten Gruppen für einige Tage friedlich zu vereinen, was auch gelang.
Singapur
Im Regenwald am Sepik-River
Beim SingSing, dem Goroka-Festival
Neueste Kommentare
22.11 | 10:07
...eine tolle und beeindruckende Dokumentation in Bild und Wort.....
19.11 | 17:41
Beeindruckenden Fotos einer wunderschönen Reise.
19.11 | 12:28
Wir sind Corona entflohen.
19.11 | 12:27